Pädiatrie

Die Behandlung von Kindern stellt den prozentual größte Anteil der Klienten in meiner Praxis dar. Die Ergotherapie überschneidet sich in mehreren Bereichen mit der Kinderpsychologie und profitiert von den Erkenntnissen aus der Entwicklungspsychologie.
Der momentane Entwicklungsstand des Kindes ist die Basis, an der weitere Behandlungsmaßnahmen ansetzen. Der ergotherapeutischen Behandlung sollte daher eine umfassende ärztliche Abklärung des Kindes vorausgehen.

Die Ergotherapie in der Pädiatrie wendet sich an Kinder vom Säuglings- bis ins Jugendalter, die in ihrer Entwicklung verzögert, von Behinderung bedroht oder betroffen sind oder Einschränkungen bzw. Schwierigkeiten in ihrer Alltags- und Handlungskompetenz in den folgenden Lebensbereichen haben:

  • Selbstversorgung (Anziehen, Hygiene, Mobilität, Selbstständigkeit)
  • Produktivität (Kindergarten, Schule, Spiel, Mithilfe im Haushalt)
  • Freizeit (ruhige Freizeit, aktive Freizeit und soziales Leben)


In der Pädiatrie ist der Klient an erster Stelle das Kind. Das soziale Umfeld und ganz besonders natürlich die Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen werden in die Therapie mit einbezogen. Häufig ist es sinnvoll mit dem Einverständnis der Eltern ein Gespräch mit Lehrer/innen und Erzieher/innen zu führen.

Grundlage für die Behandlung ist eine exakte ergotherapeutische Diagnostik mit Hilfe standardisierter Testverfahren, Screenings und Beobachtungen, um Entwicklungsabweichungen und Entwicklungsverzögerungen zu analysieren. Die weitere Behandlung stützt sich auf die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder, um ressourcenorientiert an den vorhandenen Defiziten und Problemen arbeiten zu können.
Die persönliche Beziehung und ein guter Kontakt zwischen dem Kind und dem Therapeuten sind sehr wichtig für das Gelingen einer Therapie, da das Kind als Person gesehen und verstanden werden will.

Ich führe in meiner Praxis verschiedene Testverfahren zur ergotherapeutischen Befunderhebung durch. Diese ersetzt in keinem Fall die ärztliche Diagnostik, die notwendig ist, um den Bedarf für eine ergotherapeutische Behandlung festzustellen. Jedoch dient meine Befunderhebung der gezielten Erfassung des derzeitigen Leistungsniveaus des Kindes in den vom Arzt bereits erfassten Problembereichen.
Dazu werden folgende Testverfahren in meiner Praxis eingesetzt:
  • ZVT (Zahlen-Verbindungs-Test)
  • d2 (Aufmerksamkeits-Belastungs-Test)
  • TPK (Testreihe zur Prüfung der Konzentrationsfähigkeit)
  • M-ABC-2 (Movement Assessment Battery for Children-2)
  • Tea-Ch (Test of Everyday Attention for Children)
  • DL-KE (Differentieller Leistungstest-KE)
  • DL-KG (Differentieller Leistungstest-KG)
  • VLMT (Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest)
  • DCS (Diagnosticum für Cerebralschädigung)
  • DLF 1-2 (Diagnostischer Lesetest zur Frühdiagnose)
  • ELFE 1-6 - Ein Leseverständnistest für Erst- bis Sechstklässler
  • BAKO 1-4 (Basiskompetenzen für Lese-Rechtschreibleistungen)
  • DRT 1-5 (Diagnostischer Rechtschreibtest für die Klassen 1-5
  • ZAREKI-R (Neuropsychologische Testbatterie für Zahlenverarbeitung und Rechnen bei Kindern)
  • POD (Prüfung optischer Differenzierungsleistung)
  • POD 4 (Prüfung optischer Differenzierungsleistung bei 4-jährigen)
  • ET 6-6 (Entwicklungstest von sechs Monaten bis sechs Jahren)
  • GMT (Graphomotorische Testbatterie)
  • OTZ (Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung)
  • FEW-2 und -JE (Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung-2 bzw. -JE)
  • BISC (Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten)
  • KHV-VK (Konzentrations-Handlungsverfahren für Vorschulkinder)
  • MOT 4-6 (Motoriktest für 4;0 bis 6;11-jährige Kinder)
  • KTK (Körperkoordinationstest für Kinder)
  • DESK 3-6 (Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten)
  • RWT (Regensburger Wortflüssigkeits-Test)

Ergotherapeutisch behandelt werden v.a. Kinder mit:
  • Entwicklungsstörungen oder Entwicklungsverzögerungen, z.B. der Grob- und Feinmotorik
  • Störungen der Wahrnehmungsverarbeitung, z.B. taktil, visuell, auditiv, vestibulär
  • Koordinationsstörungen
  • Dyspraxie
  • Aufmerksamkeits- / Konzentrationsstörungen, wie ADHS, ADS oder einfache Konzentrationsstörungen
  • Problemen in der Sozialentwicklung, der Beziehungsbildung und Kommunikationsfähigkeit
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Lernschwierigkeiten (Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie), Dyskalkulie)
  • Frühkindlichen Hirnschädigungen, Syndromen
  • Geistigen und körperlichen Behinderungen (angeboren und erworben)
  • Unfallfolgen
  • Bewegungsstörungen und Muskelerkrankungen
  • Rheuma
  • Autistischen Störungsbildern
  • Und andere
Holzbuchstaben
Die Ergotherapie fördert:
  • Motorische und sensorische Funktionen, wie Tonusregulation, Kraftdosierung, Koordination, Grob- und Feinmotorik, Graphomotorik, Verbesserung des Schriftbildes, Bewegungsfreude
  • Visuelle, auditive, taktil-kinästhetische Wahrnehmung
  • Kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Ausdauer, Gedächtnis- und Merkfähigkeit, Handlungsplanung, Strukturierung und Orientierung
  • Sozio-emotionale Fähigkeiten wie Motivation, Alltagskompetenz, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, adäquate Verhaltensweisen
Turm aus Holzklötzen
Die Entwicklung eines Kindes baut sich auf der Basis bisher gemachter Erfahrungen auf, d.h. die Kinder greifen auf bereits Gelerntes zurück, festigen dieses und wollen Neues entdecken, erfahren, lernen und die Welt verstehen. Dies geschieht im Spiel und in der Bewegung.
Wird die Lust zu lernen gestört oder ins Ungleichgewicht gebracht, dann wird diese im Rahmen der Ergotherapie „wiederentdeckt“ und durch Spiel, Bewegung oder Handwerk gefördert.

Die Ursachen für eine allgemeine Entwicklungsverzögerung sind insgesamt sehr unterschiedlich und komplex.
Tischfußballspiel

Ziele in der Ergotherapie

Kinder, die in die Ergotherapie kommen, haben in der Regel Probleme damit, erfolgreich an den erwarteten Tätigkeiten in ihren typischen Lebensbereichen (Kindergarten, Schule, Familie) teilzunehmen.
Ziel der Ergotherapie ist daher die Verbesserung der Handlungskompetenz des Kindes. Dazu zählt z.B. das Erlernen basaler Selbstständigkeit, Entwicklung sensorischer und motorischer Kompetenzen, Erwerb von Lernstrategien, Umgang mit emotionalen und sozialen Situationen, Kompetenz im Umgang mit sozialen Systemen und Lebensumwelten.
Das Ziel einer betätigungsorientierten ergotherapeutischen Maßnahme bezieht sich immer auf eine für das Kind bedeutungsvolle konkrete Tätigkeit, d.h. das Interesse des Kindes muss zuerst geweckt werden. Dazu lernt das Kind erst einmal den Therapieraum und mögliche Therapiematerialien kennen. Das Verhalten des Patienten und die sich dabei spontan ergebenden ersten Gespräche erlauben weitere Einblicke in die Defizite und Potentiale des Kindes.

Um dieses Ziel zu erreichen, wird - wie bereits erwähnt - viel Wert auf die enge Zusammenarbeiten mit dem Umfeld des Kindes (Eltern, Erzieher, Lehrer) im Sinne des betätigungsorientierten Behandlungsansatzes (Top-Down-Ansatz) gelegt. Die Eltern sind sehr eng in den therapeutischen Prozess eingebunden, um notwendige Transferleistungen des Alltags und der Therapieinhalte leisten zu können. Grundlage aller Maßnahmen ist der tatsächliche Entwicklungsstand des Kindes.

Dabei kommen in meiner Praxis folgende Behandlungsverfahren, -konzepte und Trainings zum Einsatz:

  • Sensorische Integrationstherapie, z.B. nach Ayres
  • Übungen zur Aufrichtung u. verbesserten Tonusregulation
  • Koordinations- und Selbstregulationstraining (Alert-Programm)
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationstrainings
  • Neuropsychologisches Gedächtnistraining
  • Training für Kinder mit räumlich-konstruktiven Störungen
  • Visuelles und auditives Wahrnehmungstraining
  • Feinmotorisches Training
  • Graphomotorisches Training
  • Lese-Rechtschreib-Training
  • Lernprogramme am PC wie COGPACK, Audiolog, Fresh Minder
  • Kognitive Trainingsprogramme (Selbstinstruktionstraining)
  • Entspannungstraining
  • Soziales Kompetenztraining, Verhaltenstherapeutische Methoden zur Verbesserung der sozialen Wahrnehmung, des kommunikativen und interaktiven Verhaltens
  • Methoden zur Verbesserung der Körper- und Selbstwahrnehmung und der Wahrnehmungsverarbeitung im Sinne der Psychomotorik
  • Methoden zur Entwicklung von Selbstsicherheit und Bewältigungsstrategien
  • Regelmäßige Elterngespräche über den Verlauf der Behandlung
  • Wahrnehmungsfördernde Behandlungsmethoden, z.B. nach Perfetti, Frostig, Affolter
  • Funktionelle, handwerkliche, spielerische und gestalterische Behandlungstechniken
  • Behandlung auf neuropsychologischer Grundlage, z.B. nach Bobath
  • Selbsthilfetraining bzw. Alltagstraining (ADL)
  • F.A.T. - Funktionelles Alltagstraining
  • Versorgung und Training mit Alltagshilfen und technischen Hilfsmitteln

Erbsenbad Formen aus Holz

 

Zwecks Effektivitätssteigerung kommen folgende Interventionen zum Einsatz:

  • Kontinuierliche Hausaufgaben bzw. Übungsprogramme für das Kind
  • Verhaltenstherapeutisch orientierte Ansätze, z.B. Regelleiste, Verstärkung positiven Verhaltens, Token-Programme, Response-Cost (auch Zuhause und im Kindergarten/Schule anwendbar)
  • Elternberatung, u.a. nach dem Programm „Selbstmanagement in der Erziehung“ von Wünsche und Reinecker
  • Umfeldberatung im Kindergarten / in der Schule
  • Beratung zur Integration in das häusliche und soziale Umfeld

 

Maßnahmen der Frühförderung
Die Frühförderung richtet sich an Familien, deren Kinder behindert oder entwicklungsauffällig sind. Als gezielte und individuell angepasste Behandlungs- und Begleitaktivität sind Beratungsangebote, Eingangs-, Verlaufs-, Abschlussdiagnostik sowie die Erstellung eines Förder-/Behandlungsplans Bestandteile der Therapie.

 

Ziele:

  • Verbesserung der Handlungskompetenz im Hinblick auf Alltag, Spiel, Selbstständigkeit und Anforderungssituationen
  • Verbesserung der Sensomotorik (Grob- und Feinmotorik, Koordination, Kraft, Ausdauer, Wahrnehmung)
  • Verbesserung der kognitiven Funktionen (z.B. Konzentration und Ausdauer), der sozioemotionalen Kompetenzen, der Interaktionsfähigkeit und der Aufmerksamkeit
  • Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fördern
  • Umfeldanpassung mit Hilfsmittelversorgung, -anpassung und –schulung
  • Information und Beratung der Eltern und weiterer Bezugspersonen bezüglich des Entwicklungsstandes des Kindes und den besonderen Entwicklungsbedingungen und –bedürfnissen
  • Einbezug der Eltern in die Therapie zwecks Anleitung und Hilfestellung für die Gestaltung des Alltags mit dem Kind