Der Hund ist bei einem zielgerichteten therapeutischen Einsatz, wie z.B. in der Ergotherapie, ein Medium für die Erreichung bestimmter Ziele. Zugleich ist er auch ein Zielobjekt in dem Sinne, dass seine Anwesenheit positive Emotionen auslöst. Er ist ein lebendes Subjekt, welches den Interventionsprozess auf seine spezifische Art und Weise mit gestaltet. So können Entwicklungsprozesse unterstützt, gefördert und angeregt werden, verzögerte oder stagnierende wieder aktiviert und gestörte korrigiert werden. Wichtig ist, dass Entwicklungsprozesse immer durch das Zusammenwirken von Anlage und Umwelt gekennzeichnet sind, d.h. genetische Faktoren sind ebenso daran beteiligt wie soziokulturelle, innerseelische und dynamische Faktoren. Anzustrebendes Ziel in der tiergestützten Therapie ist die individuelle Handlungskompetenz.
In der tiergestützten Therapie wird den Kindern am Anfang spielerisch und handwerklich Wissen über das Thema „Lebewesen Hund“ vermittelt.
Auch Hundegeschichten können hier zum Einsatz kommen.
Des Weiteren kann über die Sinne des Hundes gesprochen und die Unterschiede zwischen Hund und Mensch können in Rollenspielen erfahrbar gemacht werden.
In der tiergestützten Ergotherapie werden neue Erfahrungsräume geschaffen.
Das Kind wird dort abgeholt, wo es momentan in seiner Entwicklung steht, es wird in seiner Individualität angenommen, gestärkt und ganzheitlich gefördert.
Im Mittelpunkt allen Bemühens steht nicht die jeweilige Entwicklungsauffälligkeit oder Behinderung, sondern das Kind mit seinen Bedürfnissen.
Der Therapiehund kommt nicht bei jedem Kind zum Einsatz. Je nach Bedürfnis des Kindes oder des Hundes ergeben sich gemeinsame Interaktionen - oder auch nicht – und es wird entschieden, ob weitere Hundeeinsätze folgen.
Der Hund ist in der Therapie sowohl „Lehrer“ als auch „Schüler“ und vermittelt dem Kind in erster Linie Kompetenzerfahrung bzw. zeigt adäquates und kooperatives Verhalten sowie auch die Grenzen auf.
Die Motivation des gegenseitigen Lernens und Lehrens liegt in der Sache selbst und macht den Kindern daher großen Spaß.
In der tiergestützten Therapie, die sich meist über einen längeren Zeitraum erstreckt, übernimmt der Hund in unterschiedlichen Phasen wechselnde Funktionen, z.B. die Funktion als Übergangs-, Motivations-, Identifikations- oder Projektionsobjekt sowie als Situations-/Sozialkatalysator.
Ausgehend von der Triade Therapeut, Kind und Hund, die alle wechselseitig in Interaktion stehen, kann eine Therapie je nach Situation und Kind ganz unterschiedliche Schwerpunkte haben.
Daher gestaltet sich die Beziehung Hund-Kind individuell sehr unterschiedlich und der Aufbau einer Beziehung des Kindes zum Hund geschieht auf verschiedenen Wegen.
Zu nennen sind hier das Beobachtungslernen, das Nachahmen und das selbstständige Ausprobieren.
Grundsätzlich wird der Kontakt zum Hund auf der Beobachtungsebene durch Beobachtung und Aufbau von Vertrauen hergestellt.
Zu Anfang wird der Hund mit den Augen wahrgenommen, seine Bewegungen werden verfolgt und einzuschätzen versucht.
In begleitenden Gesprächen werden die Sprechbereitschaft und die Sprachfähigkeit des Kindes gefördert sowie Regeln für den Umgang mit dem Hund im Allgemeinen erklärt, d.h. in dieser Phase der Therapie existieren klare Rahmenbedingungen und der Therapeut hat die Verantwortung und Kontrolle für und über den Hund.
Der Hund übernimmt eine „Brückenfunktion“ zwischen Therapeut und Kind.
Sind Nähe und Vertrauen über die Beobachtung des Hundes und Gespräche über das Verhalten des Hundes entstanden, wird meistens auf der Kontaktebene vom Kind der Wunsch nach Berühren und Streicheln des Hundes geäußert.
Die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes als auch die des Hundes müssen vom Therapeuten in Einklang gebracht werden.
Das Kind hat über Beobachtung, Vergleichen, Erkennen und Reflektieren eine Kommunikationsebene mit dem Hund gefunden.
Mit der Zeit entsteht bei Kindern das Bedürfnis mit dem Hund zu spielen, da der Hund aktiv ist und eine Reaktion des Kindes fordert.
Das Spielen mit dem Hund erfordert auf der Ebene der Interaktion bzw. Selbstaktivität neben einem hohen Maß an Motivation auch Vorstellungskraft, Umsetzungsvermögen und Aktivität.
All dies setzt eine hohe Koordinationsleistung voraus, denn das Kind muss den Hund im Blick haben, seine Reaktion wahrnehmen, einschätzen und darauf reagieren, z.B. in schnellen Bewegungsabfolgen die „Beute“ über den Boden hüpfen lassen bei gleichzeitigem Ortswechsel, das Spielzeug schnell verstecken und wieder hervorholen, zielgerichtet Werfen ohne den Hund zu treffen, obwohl dieser gleichzeitig im Blick bleiben muss usw.
Für die Durchführung derartiger Tätigkeiten sind zudem Körperbeherrschung und vor allem die Fähigkeit zur räumlichen Wahrnehmung notwendig.
Außerdem sind noch weitere Anforderungen zu erwähnen, wie z. B. das Erklären der Spielregeln und das Behalten der erlernten Kommandos, um den Hund überhaupt zu einer Aktivität zu bringen.
Im Spiel mit dem Hund lernt das Kind, dass für jedes Miteinander Regeln gelten, um das gemeinsame Erleben für alle zur angenehmen Erfahrung werden zu lassen.
Werden die Regeln nicht eingehalten, hat dies Konsequenzen.
Im Spiel baut sich automatisch ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Hund als Spielpartner auf, und das Kind kann eigene Grenzen ebenso wie die des Hundes erfahren, sowohl im emotionalen Bereich wie auch hinsichtlich der Körperwahrnehmung.
Unangepasstes Verhalten des Kindes wird sofort zum Schutz des Hundes unterbunden und dem Kind das Fehlverhalten erklärt.
Zieht sich der Hund zurück, um sein Ruhebedürfnis zu zeigen, muss das Kind diese Situation akzeptieren.
Es lernt dadurch Einfühlungsvermögen gegenüber dem Hund und gleichzeitig auch, auf seine eigenen Bedürfnisse, z.B. nach Ruhe, zu achten und dieses auszudrücken.
Zuletzt sei in diesem Zusammenhang auf der Ebene der komplexen Aktion die Sportart „Agility“ erwähnt, bei der der Hund durch Stimme und Handzeichen vom Hundeführer dirigiert wird, um verschiedene Hindernisse in vorgegebener Reihenfolge und auf Zeit zu überwinden.
Der Hundeführer darf dabei weder den Hund noch die Hindernisse berühren.
Je nach Alter und Befähigung des Kindes werden einzelne oder mehrere Hindernisse aufgebaut, bis hin zum umfassenden Parcours.
Das Aufbauen der Hindernisse erfordert, neben der Fähigkeit, eine Handlung zu planen, Figur-Grund-Wahrnehmung, seriale Leistung und räumliches Lage- und Beziehungsvermögen.
Wird dieser Parcours mit einem Hund absolviert, benötigt man zum Führen des Hundes Aufmerksamkeit, Konzentration sowie Geduld und Einfühlungsvermögen.
Das Kind hat dabei die Aufgabe, passende Kommandos in der richtigen Reihenfolge und zum geeigneten Zeitpunkt zu geben.
Zudem verlangt das Führen des Hundes vom Kind Merkfähigkeit, Reaktionsvermögen, Körperbeherrschung, dreidimensionales Denken und motorische Fähigkeiten.
Alle Kinder gehen mit gestärktem Selbstwertgefühl und dem Gefühl von Befähigung aus diesen Therapieeinheiten.
Für solche Kinder bedeutet die Bewältigung dieser komplexen Anforderungen ein hohes Maß an Kompetenzerfahrung.
Der Einsatz eines Agility-Parcours in der Ergotherapie kann somit als eine Art allumfassende Förderung, nicht nur für Kinder mit AD(H)S, angesehen werden, wobei sich die Schwierigkeitsgrade in ihrer Anforderung individuell variieren lassen.
Bei der praktischen Arbeit mit dem Hund in der Therapie müssen Verhaltensregeln erstellt und mit den Kindern besprochen werden, denn der starke Aufforderungscharakter des Hundes kann zum ständigen Spiel und zur Vernachlässigung der eigentlichen Therapieinhalte verleiten.
Alle Verpflichtungen für den Hund und alle Regeln im Umgang mit ihm müssen für die Kinder stets offensichtlich und nachvollziehbar sein.
Durch das Aufstellen von Regeln werden gleichzeitig auch allgemeine Verhaltensregeln für das Kind festgelegt. Die Verhaltensregeln bezüglich des Hundes implizieren die Verhaltensregeln zwischen Kindern, Eltern und Therapeuten.
Bewährt haben sich in diesem Rahmen folgende Regeln: dem anderen zuhören, ihn aussprechen lassen und keine körperlichen bzw. verbalen Angriffe gegen andere zu unternehmen.
Aus den allgemeinen Zielen der Ergotherapie lassen sich die speziellen Ziele der tiergestützten Therapie ableiten. Geht man allgemein von den Wirkungen von Hunden auf den Menschen aus, so lassen sich für die Arbeit mit Kindern folgende Schwerpunkte bzw. Ziele exemplarisch festhalten:
Das Pferd ist, wie auch der Hund, bei einem zielgerichteten therapeutischen Einsatz, wie z.B. in der Ergotherapie, ein Medium für die Erreichung bestimmter Ziele. Zugleich ist es auch ein Zielobjekt in dem Sinne, dass seine Anwesenheit positive Emotionen auslöst. Es ist ein lebendes Subjekt, welches den Interventionsprozess auf seine spezifische Art und Weise mit gestaltet. So können Entwicklungsprozesse unterstützt, gefördert und angeregt werden, verzögerte oder stagnierende wieder aktiviert und gestörte korrigiert werden. Anzustrebendes Ziel in der tiergestützten Therapie ist die individuelle Handlungskompetenz.
In der tiergestützten Therapie wird den Patienten am Anfang Wissen über das Thema „Lebewesen Pferd“ vermittelt. Der Patient wird dort abgeholt, wo er momentan steht, er wird in seiner Individualität angenommen, gestärkt und ganzheitlich gefördert.
Im Mittelpunkt steht dabei der Patient mit seinen Bedürfnissen.
Das Pferd vermittelt dem Patienten in erster Linie Kompetenzerfahrung bzw. zeigt adäquates und kooperatives Verhalten sowie auch die Grenzen auf.
Die Motivation des gegenseitigen Lernens und Lehrens liegt in der Sache selbst und macht daher großen Spaß.
Das Pferd übernimmt in unterschiedlichen Phasen wechselnde Funktionen, z.B. die Funktion als Übergangs-, Motivations-, Identifikations- oder Projektionsobjekt sowie als Situations-/Sozialkatalysator.
Ausgehend von der Triade Therapeut, Patient und Pferd, die alle wechselseitig in Interaktion stehen, kann eine Therapie je nach Situation und Patient ganz unterschiedliche Schwerpunkte haben.
Auszüge meiner Diplomarbeit zum Download:
Die Mensch-Tier-Beziehung (PDF, 185 KB)
Die "Tiergestützte Therapie" (PDF, 110 KB)